Wir verstehen uns als Freikirche, auf der einen Seite, im ursprünglichen Sinne: Die erste Gemeinde, die an Pfingsten in Jerusalem entstand, war eine Freikirche. Die Staatskirche entstand erst im vierten Jahrhundert nach Christus. Außerdem entstanden auf Grundlage der Reformation wieder neue Freikirchen, die dem Aufruf folgten "Zurück zur Schrift" und darunter auch verstanden im Gemeindeverständnis zur Bibel zurück zu kehren.

Das Verständnis, in welchen Bereichen sich eine Freikirche als frei bezeichnet, variiert von Gemeinde zu Gemeinde. Wir würden gerne folgende Punkte heraus stellen:

Frei in der Verwaltung

Wir befürworten die Gewissens- und Glaubensfreiheit und die Selbstverwaltung von lokalen Ortsgemeinden. Als evangelische Freikirche sind wir unabhängig vom Staat und von anderen Kirchen. Als bewusst freie Gemeinde wollen wir nicht einer menschlichen Institution, sondern allein dem Wort Gottes verpflichtet sein. Da die Bibel ausdrücklich die Unterordnung unter die staatliche Obrigkeit fordert, darf diese Freiheit nicht falsch verstanden werden. Jeder Christ ist verpflichtet dieser Unterordnung nachzukommen und so z.B. Steuern zu zahlen. In Bezug auf andere Gemeinden, verstehen wir uns als Teil der weltweiten Gemeinde von Jesus Christus.

Frei von Gesetzlichkeit

Jeder Christ muss verstehen, dass er nicht durch Werke gerettet wird. Denn die Errettung ist etwas, was für uns geschehen ist: Der Herr Jesus wurde Mensch, um für unsere Sünden zu sterben. Das Opfer, das er vollbracht hat, reicht vollkommen aus, um uns zu erlösen. Die einzige Bedingung ist, dass wir auf dieses Werk vertrauen und nicht auf unsere Werke, Taufe, Gemeindezugehörigkeit etc. Deshalb nützt Gesetzlichkeit in Bezug auf das Seelenheil nichts. Trotzdem betont die Bibel, dass wir aus Dankbarkeit dem Herrn Jesus nachfolgen und dienen sollen. Jeder Gläubige ist also aufgefordert, sich dem Gesetz Christi unterzuordnen und gute Werke zu tun. Diese guten Werke geschehen als Folge des rettenden Glaubens, sind aber keine Voraussetzung dafür.

Frei im Glauben

Kinder von Gläubigen werden nicht automatisch zu Kindern Gottes. Vielmehr sind sie, genau wie alle Menschen, dazu aufgefordert, das Evangelium im Glauben anzunehmen. Das bedeutet, sie müssen an den Punkt kommen, dass sie das Evangelium verstehen und dann ihr Vertrauen auf den Herrn Jesus setzen. Erst wenn jemand persönlich glaubt, wird die Taufe durchgeführt (Glaubenstaufe).

Frei von Todesangst

Wer an Jesus Christus gläubig geworden ist, braucht keine Angst vor dem Tod mehr zu haben. Denn der Herr Jesus hat am Kreuz den Tod besiegt und allen Gläubigen verheißen, dass der Tod nur ein Übergang zu Ihm ist. Wer auf Jesus Christus vertraut, kann wahrhaft in Frieden mit Gott leben und sterben.

Frei von der Sklaverei der Sünde

Wenn wir unser Leben anhand der Gebote Gottes prüfen, wird schnell deutlich, dass wir alle Sünder sind. Denn die 10 Gebote verlangen nicht rein äußerlichen Gehorsam, sondern Herzensgehorsam. Das zeigt uns Jesus in der Bergpredigt sehr deutlich, wo er sagt, dass ein Blick mit Begehren bereits Ehebruch darstellt. Da also auch alle Gedanken und Gefühle mit beurteilt werden, muss das gesamte Leben als sündig betrachtet werden. So häuft der Mensch Tag für Tag, Woche für Woche, Jahr für Jahr Sünde über Sünde auf. Dazu kommen noch alle Unterlassungssünden, denn es heißt: „Wer nun Gutes zu tun weiß und es nicht tut, für den ist es Sünde“ (Jakobus 4, 17).

Wer auf das Evangelium vertraut, weiß nicht nur, dass ihm alle Sünden vergeben sind, sondern er darf auch erfahren, dass der Herr sein Leben verändert und ihm hilft, ein heiliges, Gott wohlgefälliges Leben zu führen. Er wird zunehmend umgestaltet in das Bild des Herrn Jesus. Das bedeutet nicht, dass man gar nicht mehr sündigt. Aber ein Wachstumsprozess beginnt, sodass der Gläubige den Willen Gottes zunehmend erkennt und tut, was gleichzeitig eine Abnahme der Sünde mit sich bringt. Kein Gläubiger muss versklavt sein unter die Sünde, da er durch Jesus Christus zur Freiheit berufen und befähigt wurde.

Abgrenzung von Sekten

Unter einer Sekte versteht man eine Gruppe, die sich oft auf einen Teil der Bibel beruft, jedoch nicht die gesamte Bibel als Autorität anerkennt. Indem man Teile aus der Bibel herausschneidet (sectare = schneiden) und sich nur auf diese Teile gründet, kann man ganz einfach Irrlehren entwickeln, die durch andere Bibelstellen sehr leicht entlarvt werden könnten. 

Eine zweite Methode, die von Sekten angewandt wird, besteht darin, die gesamte Bibel anzuerkennen, aber weitere Schriften oder Traditionen als gleichwertig zu definieren. 

Und als dritte Methode gibt es noch die der Schriftverfälschung, d.h. die Bibel als Ausgangspunkt zu nehmen und einzelne Stellen so abzuändern, dass selbst erdichtete Irrlehren unterstützt werden. 

Ein allgemeines Erkennungsmerkmal von Sekten ist der Anspruch, allein selig machend zu sein. Jede Gruppe, Kirche oder Organisation, die von sich behauptet, allein selig machend zu sein, muss als Sekte betrachtet werden. Jesus sagt uns zwar ganz klar: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater als nur durch mich!“ (Johannes 14, 6) und stellt somit einen Wahrheits- und Absolutheitsanspruch. D.h. um selig zu werden, führt an Jesus Christus und an seinem Evangelium nichts vorbei. Es gibt keinen anderen Weg. Dies liegt daran, dass nur er alleine das Grundproblem der Menschheit gelöst hat: das Sündenproblem. Niemand sonst kann eine Lösung für dieses Problem anbieten und somit ist er der einzige Weg zum Heil. Allerdings sagt Jesus nicht, dass nur wer einer bestimmten Gruppierung oder Kirche angehört, dieses Heil erlangen kann. Vielmehr lehrt uns die Schrift, dass der gerettet wird, welcher auf das Evangelium Jesu Christi vertraut - unabhängig von irgendeiner Zugehörigkeit. Und wer gerettet wird, wird automatisch Teil der weltweiten Gemeinde Jesu. Diese ist aber keine Organisation, sondern ein geistlicher Organismus, verbunden durch den Heiligen Geist und bestehend aus allen Gläubigen weltweit.

Auf eine Organisation, Gemeinde oder Institution lässt sich dieser Organismus nicht begrenzen. Vielmehr gehören viele Menschen aus den verschiedensten Gemeinden weltweit dazu. Entscheidend ist, dass sie nicht nur ein Lippenbekenntnis haben, sondern von Herzen glauben, dass Jesus Christus für ihre Sünden gestorben ist, dass er begraben wurde und am dritten Tag auferstanden ist, nach den Schriften (1. Korinther 15, 1-4). Dem Vertrauen auf das Evangelium ist nichts hinzuzufügen. Wer sagt, er vertraue auf das Evangelium und auf die Kirche, Taufe oder auf gute Werke für sein Heil, hat das Ausmaß und die Allgenügsamkeit des Erlösungswerkes nicht verstanden und ist noch in seinen Sünden. Dies ist also der große Unterschied: Jesus stellt einen Absolutheitsanspruch, aber keine einzige Gruppe hat das Recht, einen solchen zu stellen. Eine biblische Gemeinde wird immer anerkennen, dass es weltweit noch viele andere biblische Gemeinden gibt, die den gleichen biblischen Glauben haben. Eine Sekte wird behaupten, sie sei die einzig wahre, von Gott autorisierte, allein selig machende Gemeinde, Kirche oder Gruppe.


Infos zum Datenschutz